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KEIN VERGESSEN.

TODESOPFER RECHTER GEWALT IN M-V

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Jürgen Seifert

gestorben am 09.07.2000
in Wismar

Am 9. Juli 2000 rissen fünf Neonazis Jürgen Seifert in Wismar mit brutalen Schlägen und Tritten aus dem Leben. Das Tatmotiv: Sozialdarwinismus. Jürgen Seifert wurde nur 52 Jahre alt.

Eine Frau aus der Nachbarschaft beschrieb Jürgen Seifert als jemanden, »der nie irgendjemand anderem etwas getan hat. Einer, der selbst sehr friedlich war und in keiner Weise Gewalt von sich ausgehen lassen hat.”115.07.2000 – NDR Nordmagazin – Mord in Wismar Familie hatte Jürgen Seifert keine mehr und er war ohne festen Wohnsitz. Er übernachtete öfter im »Obdachlosen- und Asylbewerberheim Haffburg«. Er hatte eine Beeinträchtigung, die eine Gehhilfe erforderlich machte.

Ein Abrisshaus im Wismarer Norden, das heute immer noch steht, diente Jürgen Seifert und Freunden häufig als Treffpunkt Es war als ein Rückzugsort für »Stadtstreicher« bekannt und lag unweit der offiziellen Unterbringung. Jürgen Seifert schlief manchmal etliche Nächte hintereinander dort.

Die Tat

Auch in der Nacht zum 9. Juli 2000 schläft Jürgen Seifert in dem Abrisshaus. In den frühen Morgenstunden dieses Sonntags stehen plötzlich fünf 19- bis 22-Jährige vor ihm und verlangen Geld von ihm.
Die jungen Männer gehören der rechten Szene an und haben sich, so die spätere Anklage, mit der Absicht verabredet, Menschen zu berauben und zu misshandeln. Sie wissen, dass sich in dem Haus häufig wohnungslose Menschen aufhalten und suchen es deshalb gezielt auf. Als Jürgen Seifert ihnen kein Geld geben kann, durchsuchen die Rechten ihn vergeblich. Gemeinsam schlagen sie dann brutal auf ihn ein und lassen ihn zum Sterben zurück. Sie verlassen das Haus kurzzeitig, kehren jedoch noch mal zurück, um sich zu vergewissern, dass ihr Opfer wirklich tot ist. Als sie feststellen, dass Jürgen Seifert zwar schwer verletzt ist, aber noch lebt, schlagen sie weiter auf ihn ein. Er stirbt wenig später.
Die Täter ziehen weiter in einen Park, wo sie einen weiteren Mann ausrauben wollen und ihn rücksichtslos zusammenschlagen.

Erst drei Tage nach seinem Tod wird Jürgen Seifert gefunden.

Festnahmen und Gerichtsprozess

Wenige Tage später konnten die fünf Täter ermittelt und verhaftet werden. Alle fünf gehörten zur aggressiven rechten Szene in der Hansestadt Wismar, die um das Jahr 2000 eine Hochburg rechter Gewalt in Mecklenburg-Vorpommern war: Bewohner:innen der Gemeinschaftsunterkunft »Haffburg« beschrieben damals selbst einen Gang zum Supermarkt als lebensgefährlich. Immer wieder kam es zu schweren Übergriffen, teils mit Messern und Baseballschlägern. Die Bedrohung war allgegenwärtig, da rechte Skinheads mit Autos regelrecht in der Stadt patrouillierten und Menschen anpöbelten oder unvermittelt angriffen. Noch etliche Jahre war die Hansestadt für viele Menschen eine Zone der Angst.

Im März 2001 begann ein 17 Verhandlungstage dauernder Prozess vor dem Landgericht Schwerin. Das Motiv in der Anklage: »Habgier und Hass auf Obdachlose«. Am Ende wurde der 21-jährige Haupttäter Bernd J. wegen Mordes an Jürgen Seifert zu lebenslanger Haft verurteilt. Die vier Mittäter erhielten wegen Mordes beziehungsweise Totschlags Haftstrafen zwischen sechs Jahren, neun Monaten und vier Jahren, drei Monaten.

Die rechte Gesinnung und die eindeutige Zugehörigkeit der Täter zur örtlichen rechten Szene spielten für die Richter:innen keine Rolle. Durch die Fokussierung auf die Raubkomponente fand eine völlige Entkopplung vom eindeutigen politischen Kontext der Tat statt, und die sozialdarwinistische, das Leben anderer entwertende Ideologie blieb unbeachtet.

Jürgen Seifert ist bis heute nicht als Todesopfer rechter Gewalt staatlich anerkannt. Ein öffentliches Gedenken an ihn hat bislang nicht stattgefunden, doch hier möchten wir seine Geschichte sichtbar machen.

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